Weiterbildung zum Jobcoach
Manchmal kommt es am Arbeitsplatz zu Problemen, weil ein Arbeitnehmer/eine Arbeitnehmerin aufgrund der Auswirkungen seiner/ihrer Behinderung seine/ihre Aufgaben nicht (mehr) selbstständig oder nur lückenhaft bewältigen kann. Manchmal treten auch Veränderungen in den betrieblichen Strukturen ein oder es gibt Schwierigkeiten in der Kommunikation mit Vorgesetzten und Kollegen/Kolleginnen. Jobcoaches können in solchen Fällen dazu beitragen, die betriebliche Integration durch Förderung von betrieblichen Lernprozessen zu verbessern. Es gibt auch die Möglichkeit, einen Arbeitsplatz entsprechend den Fähigkeiten umzuformen – das nennt man Jobcarving.
Bewerbung und Organisation
Ihre Bewerbungsunterlagen sollten enthalten:
• ein formloses Anschreiben
• Ihren tabellarischen Lebenslauf
• Nachweise über Ihre berufliche Qualifikation (in Kopie)
• eine Darstellung Ihres persönlichen Interesses an der Tätigkeit als Jobcoach am Arbeitsplatz und an dieser Weiterbildung
(Motivationsschreiben, circa eine Seite lang).
Ihre Bewerbung richten Sie bitte per E-Mail an: pulla@fokus-job-coaching.de
Alle eingehenden Bewerbungen werden bis zum Bewerbungsschluss am 16. Juni 2023 gesammelt. Ihre Zusage beziehungsweise Absage erhalten Sie bis Ende Juni 2023.
Übernachtungsmöglichkeit im HBZ
Das Handwerkskammer Bildungszentrum bietet preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten an. Die Anmeldung erfolgt direkt im HBZ bei Frau Weverinck, Telefon: 0251 705‐1305, E-Mail: iris.weverinck@hwk‐muenster.de.
Intervisionsgruppen
Die Teilnehmenden treffen sich jeweils für circa 6 Stunden zwischen den Präsenzmodulen in Kleingruppen.
Themen sind die Vertiefung der Inhalte des letzten Moduls, die eigene Fallpraxis oder allgemeine thematische Fragen. Die Intervisionsgruppen organisieren sich selbst. Jeweils ein Treffen wird von Frau Leßmann (Supervisorin)
begleitet. Von jedem Treffen erstellen die Intervisionsgruppen ein Kurzprotokoll mit Datum, Ort, Zeit, Namen der Anwesenden und Stichworten zu den Inhalten.
Ansprechpartner/-innen
Bei Fragen zur Bewerbung und den Inhalten der Weiterbildung wenden Sie sich bitte an Frau Pulla, Weiterbildungsleiterin, Telefon: 0160 8716956, E-Mail: pulla@fokus-job-coaching.de.
Bei Fragen zur Verwaltung (Verträge, Zahlungsabwicklung, Bildungsscheck) wenden Sie sich bitte an Herrn Marquet, BBW Soest, Telefon: 02921 684236, E-Mail: christof.marquet@lwl.org.
Internetplattform Moodle
Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer erhält einen Zugang zur interaktiven Internetplattform Moodle, die vom HBZ zur Verfügung gestellt wird. Hier werden alle Dokumente der Weiterbildung im digitalen Format zur Verfügung gestellt. Die Teilnehmenden können auch selbst Beiträge und Dokumente hochladen und im Forum kommunizieren.
Weitere Informationen zur Weiterbildung:
www.lwl‐jobcoaching.de
Stand: 22. März 2023/Kurs 14
Fallpraxis und Leistungsnachweise
Eigene Fallpraxis
Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer führt während der Weiterbildung einen eigenen, persönlich akquirierten Jobcoaching‐Prozess in einem
Betrieb des allgemeinen Arbeitsmarktes durch. Diese ersten Praxisschritte als Jobcoach am Arbeitsplatz werden beratend begleitet. Voraussetzung für den Praxisfall ist, dass sich der/die Jobcoachingnehmer: in in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis befindet oder ein solches mit Erreichen der Jobcoaching‐Ziele in dem Betrieb in Aussicht steht (zum Beispiel Außenarbeitsplatz einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung mit Übernahmeoption).
Der/Die Jobcoach muss bis zum Abschlusskolloquium mindestens 30 Stunden am Arbeitsplatz der Jobcoachingnehmerin beziehungsweise des Jobcoachingnehmers tätig gewesen sein und die Elemente Initiierung, Auftragsklärung und Planung, Selbstintegration und Veränderung bearbeitet haben.
Der Praxisfall ist von den Teilnehmenden selbstständig zu akquirieren. Es wird empfohlen, hiermit frühzeitig (zwischen dem 2. und 3. Modul) zu beginnen. Auf Wunsch kann hierzu eine Beratung erfolgen.
Zwischenkolloquium
Etwa zur Mitte der Weiterbildung findet ein Zwischenkolloquium in Form eines Einzelgesprächs statt. Das Gespräch wird von der Kursleitung geführt und dauert circa 15 Minuten. Es dient dazu, jedem/jeder Teilnehmer:in eine individuelle Rückmeldung über den fachlichen Stand zu geben und persönlichen Änderungswünschen Raum zu geben.
Abschlussarbeit
Der schriftliche Teil der Abschlussprüfung besteht in einer Beschreibung und Reflexion des eigenen Vorgehens im Praxisfall in Form eines Fallberichts. Die Arbeit hat einen Umfang von 15 bis 20 Seiten. Abgabetermin ist 2 Wochen vor dem letzten Modul.
Abschlusskolloquium
Der mündliche Teil der Abschlussprüfung besteht in der Präsentation der eigenen Fallarbeit vor dem Plenum in einem Kolloquium (Modul 8). Die Dauer beträgt circa 20 Minuten.
Weitere Informationen zur Weiterbildung:
www.lwl-jobcoaching.de
Stand: 22. März 2023/Kurs 14
Curriculum
Wie arbeiten Jobcoaches am Arbeitsplatz?
Jobcoaches am Arbeitsplatz qualifizieren Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf unmittelbar im Betrieb. Dieser Einsatzort bringt sowohl besondere Möglichkeiten als auch Herausforderungen mit sich: Mitten im betrieblichen Geschehen teilen Jobcoaches am Arbeitsplatz die Arbeitssituation und das Erleben der Jobcoachingnehmerin beziehungsweise des Jobcoachingnehmers und helfen ihm:ihr praxisnah die eigenen Fähigkeiten auszubauen. Durch die Teilnahme am Arbeitsalltag können sie aber auch das soziale Umfeld im Betrieb in den Prozess mit einbeziehen, was ihnen einen erweiterten Handlungsspielraum verschafft. So entsteht ein inklusiver Ansatz für Veränderung: die Förderung der Arbeitsfähigkeiten auf der einen und die Gestaltung der Anforderungen auf der anderen Seite. Beide Möglichkeiten werden im Prozess erkundet und miteinander vernetzt. Jobcoaches am Arbeitsplatz achten dabei darauf, sich nicht von einer Seite vereinnahmen zu lassen, sondern Lösungen mit allen Beteiligten gemeinsam zu erarbeiten.
Was wird in der Weiterbildung vermittelt?
Ein typischer Jobcoaching-Prozess verläuft in fünf Phasen: Initiierung, Auftragsklärung und Planung, Selbstintegration, Intervention und Veränderung
sowie Stabilisierung und Abschluss. Jobcoaches am Arbeitsplatz müssen in der Lage sein, die Struktur des Jobcoaching-Prozesses zu planen,
sich in den Arbeitsprozess einzugliedern, und, nachdem sie sich dort ausreichend auskennen und die notwendigen Beziehungen hergestellt sind, verändernd zu wirken. Hierfür benötigen sie ein umfangreiches Methodenrepertoire. Schließlich unterscheidet sich die Herangehensweise beim
Erlernen von Anlerntätigkeiten deutlich von der Förderung von persönlichen Kompetenzen. Auch werden Jobcoaches in einem familiengeführten
Betrieb anders arbeiten als in einem Industrieunternehmen oder einer öffentlichen Verwaltung. Neben ihrer fachlichen Kompetenz benötigen sie vor allem Reflexionsfähigkeit, um die Vielfalt möglicher Veränderungsansätze ausmachen zu können. Ein zentraler Bestandteil dieser Weiterbildung ist daher die Selbstreflexion im praktischen Tun. Ein Modul befasst sich insbesondere mit dem Thema „Umgang mit Konflikten und Krisen“.
Modul 1: Einführung ins Konzept
Wie sieht ein Jobcoaching am Arbeitsplatz in der Praxis aus? Im ersten Modul berichten zwei erfahrene Jobcoaches aus ihrer Arbeit. Austausch
über persönliche Lernerfahrungen fördert das Kennenlernen in der Gruppe und ist gleichzeitig eine Einführung ins Thema. Rolle und Aufgaben
von Jobcoaches am Arbeitsplatz werden erarbeitet und beleuchtet. Zudem werden Anwendungsgebiete, Strukturen und Prozessbeteiligte sowie
Finanzierungsmöglichkeiten vorgestellt.
Modul 2: Anfangssituationen verstehen
Jedes Jobcoaching am Arbeitsplatz ist ein Unikat und bedarf einer individuellen Konzeption. In diesem Modul lernen die Teilnehmenden, wie aus
den verschiedenen Interessen, Bedarfen und Ressourcen der Prozessbeteiligten mithilfe des Kopplungsfensters eine gemeinsame Arbeitsbasis geschaffen werden kann. Dies wird anhand von Einzelfällen vorbereitet, geübt und ausgewertet.
Modul 3: Prozess und Struktur planen
Wie lassen sich Ziele und Veränderungsansätze finden? Welche Rolle spielen Behinderungsbilder im Jobcoaching am Arbeitsplatz? Im dritten Modul
lernen die Teilnehmenden, wie sie aus den gewonnenen Erkenntnissen über den Menschen mit Behinderung und den Betrieb eine sinnvolle Struktur des Jobcoachings ableiten, Ziele mit allen Beteiligten vereinbaren und den Prozess starten können. Zur Dokumentation wird ein Auswertungsbogen
vorgestellt, der gleichzeitig als Leitfaden für die Praxis dient.
Modul 4: Entwicklungspotenziale finden
Der Schwerpunkt dieses Moduls ist das Jobcarving. Die Teilnehmenden lernen, Arbeitsprozesse zu zergliedern und neu zusammenzusetzen, um aus
Einzeltätigkeiten behinderungsgerechte Stellenprofile zu schaffen. Hierzu werden Beispiele vorgestellt und Tätigkeitsanalysen an realen Arbeitsplätzen
durchgeführt. Anschließend erfolgt der Einstieg in die konkrete Arbeit im Betrieb. Wie integriert man sich möglichst reibungslos in den Arbeitsalltag? Wie lassen sich Veränderungen anstoßen? Hierfür werden Methoden vorgestellt und mit Beispielen verdeutlicht.
Modul 5: Veränderungen gestalten
Eine Stärke von Jobcoaches am Arbeitsplatz ist ihr praktisch-handwerklicher Arbeitsstil. Sie suchen kleinschrittige Lösungsmöglichkeiten, mit denen
positive Entwicklungen angestoßen und Lernprozesse angeregt werden können. Anhand von Beispielen wird erarbeitet, wie dies methodisch
umgesetzt werden kann. Die Teilnehmenden machen hierzu eigene Erfahrungen im Rollenspiel und reflektieren diese unter Anleitung eines
erfahrenen Coaches anhand von Video-Aufnahmen. Der Fokus liegt dabei auf dem Zusammenspiel zwischen Beziehungsnähe auf der einen und Überblick in der Distanz auf der anderen Seite.
Modul 6: Konflikte verstehen und lösen
Kein Lernprozess verläuft wie geplant, Konflikte und Krisen sind normal und gehören dazu. Die Teilnehmenden lernen in diesem Modul, Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten zu verstehen, typische Konflikt- und Krisenmuster zu erkennen und Impulse zur Veränderung zu geben. Die Entstehung von Abwehrreaktionen wird nachvollziehbar gemacht und ein konstruktiver Umgang damit geübt. Dazu gehören auch ein besseres Verständnis der eigenen Reaktionen und die Auflösung von persönlichen Blockaden.
Modul 7: Ergebnisse stabilisieren
Jobcoaches am Arbeitsplatz sind auch für die Nachhaltigkeit der erzielten Veränderungen verantwortlich. Welche betriebsinternen und externen Unterstützungsangebote können genutzt und wie kann Rückfällen in alte Verhaltensmuster vorgebeugt werden? Welche persönlichen Herausforderungen hat das Thema Abschied und wie lässt sich damit umgehen? Am Donnerstag werden technische Lösungen an Arbeitsplätzen
vorgestellt. Am Freitag werden anhand eines Falles alle Phasen des Jobcoaching-Prozesses noch einmal kleinschrittig durchgearbeitet.
Modul 8: Abschluss
Im letzten Modul steht das Thema „Qualität im Jobcoaching am Arbeitsplatz“ im Mittelpunkt. Donnerstags werden Qualitätsstandards für die praktische Arbeit vermittelt. Freitags finden die Kolloquien statt. Zum Abschluss am Samstag gibt es Gelegenheit für eine persönliche Reflexion des Lernprozesses und einen Ausblick. Anschließend gibt es eine Abschlussfeier.
Weitere Informationen zur Weiterbildung siehe:
www.lwl‐jobcoaching.de
Stand: 22. März 2023/Kurs 14
Dörte Pulla
Weiterbildungsleitung
Immobilienkauffrau, Ergotherapeutin (B.Sc.), Jobcoach, Systemischer Coach, Supervisorin
Mehrjährige praktische Arbeitserfahrung im Jobcoaching, in der Fort- und Weiterbildung sowie in der konzeptionellen Entwicklung und fachlichen
Koordination von Jobcoaching-Prozessen im LWL-Inklusionsamt Arbeit in Münster. Schwerpunkte in der Weiterbildung: Vermittlung des Jobcoaching-Konzepts (Module 1 bis 8).
Näheres zur Person siehe:
www.fokus-job-coaching.de
Britta Leßmann
Fallbezogene Supervision
Diplom-Designerin, Ergotherapeutin, Systemische Prozessberaterin, Supervisorin
Als Jobcoach tätig seit 1992, in der Weiterbildung seit 2009. Schwerpunkte in der Weiterbildung: Fallbezogene Supervision, Rollenverständnis, systemische Interventionen, Umgang mit Konflikten und Krisen (Module 1, 3, 5, 6 und 7).
Näheres zur Person siehe:
www.jobcoach-lessmann.de